Die BSV Kreis Herford spricht sich in ihrer Funktion als Interessenvertretung der Schüler*innen des Kreises Herford und im Rahmen der Problematik der aktuellen Sars-CoV-2-Pandemie gegen die Öffnung der Schulen und gegen die Wiederaufnahme des Lehrbetriebs aus. Schulen sind in ihrer Natur Umgebungen in denen viele Menschen auf begrenztem Raum zusammentreffen. Genau diesen Umstand gilt es jedoch im Rahmen der Covid-19-Pandemie zu vermeiden.
Während es durchaus Konzepte gibt, die die Infektionsgefahr durch Regulation der Wege
innerhalb der Schule, verringerte Klassengrößen und Sicherheitsabstand zwischen Schüler*innen und Lehrkräften während des Unterrichts zu verringern versuchen, bleibt ein Restrisiko weiterhin bestehen. Dieses Risiko nimmt mit der Anzahl der in der Schule anwesenden Personen drastisch zu.
Während so im Lehrbetrieb mit einzelnen Klassen und Jahrgangsstufen zumindest theoretisch, das Infektionsrisiko bis hin zu einem moderaten Niveau gesenkt werden kann, wird jede dieser Bemühungen durch die enorme Menge an Schüler*innen, die durch die Schulöffnungen gezwungen werden, sich in der Gefahrenzone der Infektion aufhalten, obsolet.
Die Ausstattung der meisten Schulen in NRW lässt die für den Schutz der Schüler*innen und
Lehrkräfte unerlässlichen Maßnahmen nicht zu.
Weder sind sanitäre Anlagen in der Qualität oder Quantität, die für diese Krise notwendig sind die Regel, noch ist es den Schulen möglich die notwendigen weiteren Schutzmaßnahmen bereitzustellen.
Dazu würden frei zugängliche Desinfektionsspender zählen, die vermutlich nicht überall in ausreichender Zahl bereitgestellt werden können, wodurch die wenigen vorhandenen zu zentralen Anlaufpunkten aller anwesenden Personen werden und sich so zu Verbreitungsherden der Infektion innerhalb einer Schule entwickeln können. Auch die Verteilung von Schutzmasken wäre in der momentanen Situation unbedingt notwendig, doch die Verfügbarkeit besagter Masken ist momentan bereits ein Problem und durch die in NRW verordnete Maskenpflicht wird sich die Situation in der verbleibenden Zeit nicht absehbar in einem Maße verbessern, das notwendig ist um den Schutz der Schüler*innen und Lehrkräfte zu gewährleisten.
Desweiteren ist es unabdingbar, dass in einer verringerten Klassengröße unterrichtet wird. Dies würde allerdings den Raumbedarf der Schulen massiv erhöhen. Da manche Schulen bereits vor der Pandemie an einer Raumnot litten, ist diese ebenfalls notwendige Maßnahme nicht flächendeckend durchsetzbar.
Neben dem Fehlen von Unterrichtsräumen ist auch der Lehrkräftemangel ein wichtiger Faktor.
Den Schulen fehlten bereits vor der Pandemie Lehrkräfte und die verringerte Größe von Gruppen, die durch eine Lehrkraft betreut werden können, verschärft die Situation nochmals. Die einzige Möglichkeit diesem Personalbedarf nachzukommen wäre, auch Lehrkräfte einzusetzen, die selber Teil einer Risikogruppe sind.
Das wäre eine sowohl für Schüler*innen als auch Lehrkräfte nicht zumutbare Entscheidung. Lehrkräfte müssten das erhöhte Risiko einer Erkrankung in Kauf nehmen. Durch die Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe ist im Lehrbetrieb neben der eigenen Erkrankung auch der Tod ein Risiko, von dem verlangt würde es einzugehen.
Gleichwohl würde diese Situation auch Schüler*innen belasten. Wenn man gezwungen ist am Unterricht teilzunehmen und sich der Tatsache bewusst ist dass die eigene Anwesenheit bereits ein Risiko für seine Lehrkraft ist, erzeugt das ein Umfeld, das in keinem Falle ein zumutbares ist, geschweige denn ein Umfeld, in dem gelernt werden kann.
Darüber hinaus ist die Schülerschaft ein Querschnitt durch die Gesellschaft. Sollte sich eine Sars-CoV-2 Infektion an einer Schule ausbreiten, so würde das bedeuten, dass sich Schüler aus allen Gruppen der Gesellschaft infizieren und das Virus unvermeidbar in ihr privates Umfeld tragen würden. Damit würde man nicht nur die Schülerschaft einer Gefahr aussetzen sondern auch ihr soziales Umfeld, zu dem auch Risikogruppen oder Personen in momentan kritischen Berufen, wie Ärzte oder Pflegekräfte gehören können. Diese zusätzliche Gefährdung, die besonders, aber nicht ausschließlich bei Risikogruppen zu gravierenden Konsequenzen führen kann, ist ein weiterer Grund warum Schulöffnungen zum momentanen Zeitpunkt unverantwortlich sind.
Deshalb appelliert die BSV Kreis Herford an die zuständigen Stellen die Situation zu überdenken und die Öffnung der Schulen soweit zu verschieben, bis keine Gefahr für Leib und Leben der Schülerschaft, der Lehrkräfte und ihres jeweiligen Umfeld mehr besteht.